Informationen rund um den Luchs
Beim Luchs handelt es sich wohl um die mittlerweile wieder am meisten verbreitete Großraubwildart in Deutschland. Kaum ein Bundesland, aus welchem keine Luchsnachweise gemeldet werden.
Luchse sind typische Einzelgänger und lauern ihrer Beute z. B. an einem Wechsel oder auch einer Fütterung auf oder schleichen sich vorsichtig auf Sprungdistanz heran. Flüchtende Beutetiere werden meist nur sehr kurz verfolgt. Dieses Jagdverhalten bedingt für einen Erfolg, dass die Beutetiere möglichst nichts von der Anwesenheit ihres Feindes erahnen und möglichst vertraut sind. Daher wechselt der Luchs in seinem Revier für die Beutezüge sehr oft die Örtlichkeit, damit seine Beutetiere möglichst unvorbereitet sind und sich nicht auf ihn einstellen. Durch diese Jagdstrategie benötigt der Luchs ein sehr großes Areal als Jagdrevier. Gegriffene Beutetiere werden in aller Regel mit einem sehr gezielten Biss in die Kehle getötet. Durch das Festhalten mit den äußerst scharfen Krallen sind am Beutetier oft wie durch ein Skalpell verursachte, oberflächliche Schnittwunden in der Haut feststellbar. Die Spur des Luchses ist im Vergleich zu anderen Beutegreifern sehr charakteristisch, da er als Katze seine Krallen beim Gehen meist eingezogen hat und sich die Krallen dann im Spurbild nicht abzeichnen.
Nahrung und Jagdweise des Luchses
Der Luchs ist ein reiner Fleischfresser. In Mitteleuropa gehören in sein Beutespektrum alle kleinen bis mittelgroßen Säugetiere , die in seinem Lebensraum vorkommen. Wichtigste Beutetiere sind die Schalenwildarten wie Reh, Mufflon oder im Gebirge die Gämse. Aber auch schwächeres Rotwild und junge Wildschweine, Hasen, Füchse, Marder, Wild- und Hauskatzen, Kleinsäuger und Vögel werden als Beute angenommen.
Der Luchs ist ein territorial geprägter Einzeljäger, dessen Jagdstrategie auf den Überraschungseffekt ausgerichtet ist. Sein Körperbau erlaubt keine lange Verfolgungs- oder Hetzjagd, sondern ist auf Lauern, Anpirschen, verbunden mit einem kurzen Sprint und einem weiten Satz ausgelegt.
Die Beute wird durch einen gezielten Biss in die Kehle getötet. Als Fleischfresser, der nicht jeden Tag Beute schlägt, kann der Luchs bis zu zwei Kilogramm Fleisch auf einmal verzehren. Wird er am Riss nicht gestört, wird dieser, häufig über mehrere Tage, vollständig verwertet. Riss- oder Beutereste werden von ihm mit Laub und Ästen zugescharrt, und so vor Nahrungskonkurrenten getarnt. In der Regel bleiben nur Teile des Verdauungstraktes und größere Knochen zurück.
Ein negativer Effekt auf die Population der Beutetiere konnte bislang nicht nachgewiesen werden und ist auch nicht zu erwarten. Man rechnet mit einem durchschnittlichen Bedarf von einem Reh pro Woche. Auf Grund der großen Revierfläche ist eine Beutequote von unter 5% der Rehwildpopulation anzunehmen. Da die natürliche Sterblichkeit weitaus höher ist, erwächst daraus auch keine Konkurrenz zur menschlichen Jagdaktivität.
Nach einer Weile reagieren seine Beutetiere auf die Anwesenheit eines Luchses in einem Bezirk und werden vorsichtiger. Dann wird es für den Luchs Zeit, sein Jagdgebiet zu wechseln, um wieder einfacher auf Wild zu treffen. Diese Räuber – Beute – Beziehung erklärt auch die enorme Reviergröße.
Nach neueren Studien erfüllt der Luchs nicht die Funktion einer Gesundheitspolizei, indem er nur kranke, schwache, junge und alte Tiere erbeutet. Als Überraschungsjäger selektiert der Luchs vielmehr nach Aufmerksamkeit und Unerfahrenheit seiner Beutetiere. Es ist aber unstrittig, dass dies zum großen Teil auf junge beziehungsweise alte oder kranke Tiere zutrifft.
Keine Gefahr für den Mensch!
Der Mensch gehört nicht zum Beutespektrum des Luchses und wird auch nicht angegriffen. Tatsächlich ist eine Begegnung zwischen Mensch und Luchs eher selten und unwahrscheinlich. Denn Luchse sind absolut heimliche Jäger und vorwiegend dämmerungsaktiv. Bei solchen Lichtverhältnissen und wegen seiner Tarnfärbung wird kaum ein Mensch einen Luchs zu sehen bekommen. Und wenn, sollte er glücklich sein, solch einem außergewöhnlichem Tier in freier Natur begegnet zu sein!
Steckbrief Europäischer Luchs
- Schulterhöhe 50 – 70cm
- Kopf-Rumpflänge 80 – 120cm
- Gewicht 17 bis 30kg, Lebenserwartung bis etwa 16 Jahre
- Charakteristisch für den Luchs sind seine Pinselohren, die Stummelrute (ca. 15-20cm lang) mit schwarzem Schwanzende, der ausgeprägte Backenbart und die Fellzeichnung. Ein Luchs hat etwa die Größe eines Schäferhundes!
- Ranzzeit Februar bis April, 67 bis 74 Tage Tragzeit, 1 bis 5 Jungtiere
- Geschlechtsreife der Luchsin mit etwa 2 Jahren, Kuder erst mit etwa 3 Jahren
- Beansprucht ein Revier von etwa 100 bis 400 km²
- Dämmerungs- und nachtaktiver Anschleichjäger
- Reiner Fleischfresser (bevorzugt Muskelfleisch), Beutespektrum von der Maus bis zum Rotwildkalb; Das Rehwild stellt wohl das Hauptbeutetier in unseren Revieren dar.
© Michael Jüngling
Merkblatt Luchsspuren" des Arbeitskreises Hessenluchs.pdf
Luchsbericht 2019/2020 Arbeitskreis Hessenluchs
Weitere Informationen über den Luchs können Sie u.a. auf folgenden Seiten finden:
http://www.luchsprojekt-harz.de
Luchsspuren
Luchskot - Kehlbiss an einem Reh - Luchspfote im Detail © Michael Jüngling
Fotofallenaufnahmen aus Nordhessen © Luchsprojekt Uni Göttingen